Chronologie 1901-1945

 

Nachstehend sind die wichtigsten Ereignisse der Stadt Altenkirchen aus den Jahren 1901 bis 1945 aufgeführt.

Die Chronologie ist dem Projekt AKdia,veröffentlicht unter der Creative Common Lizenz als freies Urheberrecht, entnommen und nach Jahreszahlen gelistet.


 

Anno 1903.

29 Januar:
Verschiedene Scheunen und Ställe im ältesten Viertel der Stadt in der Nähe der unteren Stadtmauer geraten in Brand. Die Freiwillige Feuerwehr wird zum Glück schnell Herr der Lage.

28 September:
Der Telefonverkehr wird mit fünf Teilnehmern eröffnet: Die Nummer1 hat die Mühle Beinhauer, die Nummer 2 das Bürgermeisteramt, die Nummer 3 die Druckerei Emil Heinrich Ganser, die Nummer 4 die Papierfabrik Jagenberg und die Nummer 5 das Landratsamt.


 

Anno 1905.

In der Stadt Altenkirchen wird eine Umsatzsteuer auf Landverkauf in Höhe von 1 % des Verkaufswertes eingeführt.

15 Februar:
Die Pflegesätze werden im Krankenhaus nach Herkunftsorten gestaffelt. Die Bürger aus Altenkirchen zahlen 1,50 Mark in der dritten Klasse, aus den übrigen Gemeinden der Bürgermeisterei 2 Mark.

5 Dezember:
Durch Gesetz wird der Bau einer Bahnlinie zwischen Altenkirchen und Linz am Rhein genehmigt. Altenkirchen stellt für den Bahnbau von Linz nach Seifen 20000 Mark zur Verfügung.


 

Anno 1909.

Der Sportverein Altenkirchen als Fussballverein wird gegründet.

4 Februar:
Nach heftigem Schneefall und plötzlichem Tauwetter überschwemmt starkes Hochwasser von Quengelbach und Driescheider Bach die tief liegenden Stadtteile. Die Brücke am Dorn wird weggespült, die Verbindung zur Oberstadt wird unterbrochen.

3 Mai:
Das Gesetz über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen wird erlassen. Es schreibt einen Führerschein, eine dazu notwendige Prüfung und die Zulassung des Kraftwagens vor.

4 Mai:
Otto Sturm kündigt für diesen Tag die Eröffnung eines Automobilbetriebes für Personenbeförderung mit einem neuen viersitzigen Adler-Wagen an.


 

Anno 1912.

5 März:
In Altenkirchen wird eine Bande von 20 Köpfen festgenommen. Der mit der Untersuchung der Affäre betraute Amtsgerichtsrat hat sich nach Altenkirchen begeben, um die Persönlichkeiten der dort verhafteten 27 Beschuldigten zu prüfen.

1 Oktober:
Die Bahnlinie Altenkirchen – Linz am Rhein wird in Betrieb genommen. Altenkirchen wird mit dieser weiteren Bahnlinie zu einem der bedeutendsten Bahnknotenpunkte des Westerwaldes.


 

Anno 1914.
Eine Umspannanlage des Elektrizitätswerk Siegerland wird in Altenkirchen gebaut, die Strom vom Braunkohlenkraftwerk Höhn über Alsdorf nach Altenkirchen bezieht und den umgespannten Strom auf Transformatorenstationen leitet, die 220-Volt-Hausanschlüsse bedienen.

1 April:
Es findet die Grundsteinlegung für den Bau des Bismarckturms statt, der erst 1922 eingeweiht wird.

12 Juli:
Das Westerwald-Heim wird eingeweiht, das der „Evangelische Reichsverband weiblicher Jugend Deutschlands“ auf dem Dorn errichtet hat.

1 August:
Drei Extrablätter des Altenkirchener Kreisblattes erklären morgens den Belagerungszustand, vormittags den Kriegszustand für das Reichsgebiet und abends den Befehl zur Mobilmachung des Heeres. In den folgenden vier Jahren sterben 73 Soldaten aus Altenkirchen bei den Kampfhandlungen, vor allem in Frankreich.


 

Anno 1914 bis 1918.
Im Verlauf des ersten Weltkriegs wurden folgende Maßnahmen durchgeführt oder verordnet:

Kriegsjahr 1915.
– Die Brotrationierung und die Brotkarte werden eingeführt.
– Kartoffelvorräte sind bis Mitte März zu melden.
– Für den März und April werden Schweinezählungen durchgeführt.
– Alle Vorräte an Futtermitteln sind bis Anfang April anzuzeigen.
– Es wird eine Erhebung über die Vorräte an Getreide und Mehl angeordnet.
– Der Landrat erlässt eine Verordnung über die Zubereitung von Backwaren.
– Eine Ernteflächenerhebung wird für Anfang Juli angeordnet.
– Erlass einer Verordnung gegen übermäßige Preissteigerung.
– Schlachtverbot für trächtige Kühe und Sauen.
– Verordnung zur Beschränkung der Verwendung von Vollmilch und Sahne.
– Verordnung zur Einschränkung des Verbrauchs von Fleisch und Fleischwaren.
– Erfassung der Vorräte an Ölen und Fetten.
– Verbot des Einsatzes von Eiern sowie Einschränkung von Fetten und Zucker bei Verkaufsbackwaren.
– Verkaufsverbot für Schafwolle und andere Tierhaare, sowie für Garne.

Kriegsjahr 1916.
– Die Beschlagnahme von Fahrradschläuchen und -reifen wird verfügt.
– Saatgetreide, Brotgetreide und Mehl werden beschlagnahmt.
– Nußbaumholz wird beschlagnahmt.
– Die Herstellung von Fleischkonserven wird nur noch unter Beschränkungen gestattet.
– Strickwaren werden beschlagnahmt.
– Die Beschlagnahme von Heu wird verfügt.
– Die Kartoffelvorräte werden beschlagnahmt.
– Alkohol im Ausschank wird verboten, karnevalistisches Treiben ist untersagt.
– Die Beschlagnahme von Leder wird verfügt.
– Die Abgabe von Gegenständen aus Kupfer, Messing und Nickel wird angeordnet.
– Baumwollene Garne und Spinnstoffe dürfen nicht mehr verarbeitet werden.
– An Personen über 5 Jahre werden eine Zuckerkarte und eine Fleischausweiskarte abgegeben.
– Der Fahrradverkehr zum Vergnügen wird beschränkt.
– Ab 3 Milchkühen ist jeder Halter verpflichtet, je Kuh ein Pfund Butter je Woche abzuliefern.
– Erlaubniskarten zum Bezug von Vollmilch werden ausgegeben.
– Für eingekellerte Kartoffeln wird eine eingeschränkte Ablieferungspflicht befohlen.

Kriegsjahr 1917.
– Es wird eine Ablieferungspflicht für Orgelpfeifen aus Zinn angeordnet.
– Beschlagnahme aller Kohlrüben.
– Die Milchmengen werden für Versogungsberechtigte gekürzt.
– Für Versorgungsberechtigte wird die Kartoffelmenge auf 3 Pfund die Woche gekürzt.
– Wegen Kohlenmangels wird der Unterricht an allen Schulen für 10 Tage ausgesetzt.
– Erhebung der Vorräte an Brotgetreide, Mehl, Gerste, Hafer und Hülsenfrüchten.
– Erhebung der Bestände an Schuhwaren.
– Erhebung der Kartoffelvorräte in den Haushalten.
– Bestandserhebung, Beschlagnahme und Enteignung von Glocken aus Bronze.
– Bestandserhebung, Beschlagnahme und Enteignung von Aluminiumgegenständen.
– Beschlagnahme und Enteignung von Kupfer in Blitzschutzanlagen und Dachentwässerungen.
– Im Milchviehbestand beginnt eine Abschlachtaktion.
– Die Heuernte wird beschlagnahmt.
– Bettwäsche wird beschlagnahmt.
– Beschlagnahme der Kartoffelernte.
– Die Mehlmenge für Versorgungsberechtigte wird gekürzt.

Kriegsjahr 1918.
– Der Gasverbrauch wird beschränkt.
– Es wird eine Ausgangssperre ab November für Zivilpersonen ab 22 Uhr verhängt.


 

Anno 1918.

26 Juli:
Ein schweres Gewitter mit ungewöhnlich starkem Hagelschlag vernichtet Ende Juli im Amt Altenkirchen die Ernte. Das Unwetter verursacht auch schwere Gebäudeschäden. In Altenkirchen gehen Fensterscheiben zu Bruch, in der Gärtnerei wird die Glasbedachung der Gewächshäuser vollständig zertrümmert.

Oktober:
Die Spanische Grippe fordert im Oktober in der Stadt drei Todesofper. Im November werden die Schulen wegen der Grippe geschlossen.

9 Dezember:
Der Kreistag beschließt die Einrichtung einer Erwerbslosenfürsorge.


 

Anno 1922.

Die Kraftpostlinie nach Siegburg wird eröffnet. Sie folgt auf diesem Teilstück der früheren Fahrpostlinie Frankfurt-Köln.

1 April:
Der Gemeinderat überträgt Otto Hermes die städtischen Fuhrleistungen für Abfälle als Müllabfuhrbetrieb.

30 Dezember:
Die Reichsbahn läßt für die Erweiterung des Bahnhofsgeländes den Fluss Wied von der Eisenbahnbrücke zur Papierfabrik Jagenberg 500 Meter aufwärts verlegen.


 

Anno 1923.

Die elektrische Beleuchtung wird durch das Elektrizitätswerk Siegerland nach Errichtung des Transformatorenhauses in der Frankfurter Straße in Betrieb genommen.

22 Januar:
Der Gemeinderat Altenkirchen beschließt auf Antrag von Bürgermeister Blank eine Spende von 100000 Mark für die streikenden Ruhrbergleute.

7 September:
In der Stadt bricht die Maul- und Klauenseuche aus.

26 Oktober:
Ausgabe von Notgeld zu 1, 5, 10, 20 und 50 Milliarden Mark, danach nur noch zu 100, 200 und 500 Milliarden Mark.


 

Anno 1928.

1 Juni:
Der Kreis öffnet die bereits gesammelten Bestände des im Frühjahr gegründeten Westerwald-Museums im Kreisständehaus sonntags für Besucher.

1 August:
Das Gefängnis des Amtsgerichts in Altenkirchen wird geschlossen. Untersuchungsgefangene werden künftig nach Montabaur, Strafgefangene nach Neuwied gebracht.


 

Anno 1938.
Der Tierarzt Doktor Bernhard Grzimek arbeitet im Veterinäramt in Altenkirchen an einer Methode zur Bekämpfung der Rindertuberkulose.

3 März:
Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche führt zu einem Verbot aller Veranstaltungen und Versammlungen in der Stadt.

Bergenhausen wird in die Stadt eingemeindet.

9 November:
Zerstörung der Synagoge in der Frankfurter Straße in der sogenannten Reichsprogromnacht.


 

Anno 1939.

Ergebnis der Volkszählung: Altenkirchen hat 3971 Einwohner, 1921 männlich, 2050 weiblich.

1 April:
Die kommunale Gebietsreform tritt in Kraft und führt zur Eingemeindung von Leuzbach gegen den Widerspruch des Gemeinderats.
Altenkirchen führt die Zusatzbezeichnung (Westerwald).

8 Juli:
In Altenkirchen wird auf einem vier Morgen großen Kartoffelsacker an der Kölner Straße 1 Kartoffelkäfer gefunden. Daraufhin ergeht die Aufforderung an alle Kartoffelanbauer, ihre Äcker abzusuchen. Nach wie vor erfolgt jeden Mittwoch-Nachmittag eine Kartoffelkäfersuche.

10 August:
Das Finanzamt Altenkirchen hat den im Frühjahr 1938 begonnenen Neubau bezogen.


 

Anno 1939 bis 1945.

In Folge des zweiten Weltkriegs verlieren bis Kriegsende zunächst 184 zum Wehrdienst verpflichtete Männer als Soldaten ihr Leben, dann 57 jüdische Bewohner, die ab Ende 1941 deportiert und ermordet werden. Schließlich ab November 1944 bei den vier Bombenangriffen auf die Stadt 126 Männer, Frauen und Kinder.

Im Verlauf des ersten Weltkriegs wurden folgende Maßnahmen durchgeführt oder verordnet:

Kriegsjahr 1939.
– Es ergeht die Polizeiverordnung über das Verbot von Tanzlustbarkeiten im Kriege.
– Es erfolgt die Ausgabe der Lebensmittelkarten für Oktober.
– Es erfolgt die Ankündigung, dass der auf den letzten Freitag im Oktober fallende Herbstmarkt „trotz veränderter Verhältnisse“ stattfinden soll.

Kriegsjahr 1940.
– Es kommt zur Einrichtung einer Landwirtschaftlichen Berufsschule für Mädchen in Leuzbach, die zeitweilig 6 Klassen mit 120 Schülerinnen hat.
– Der Amtsbürgermeister informiert das evangelische Pfarramt darüber, dass in allen Orten, in denen nachts Fliegeralarm war, die Kirchenglocken nicht vor 13 Uhr geläutet werden dürfen.

Kriegsjahr 1941.
– Es erfolgt die Bekanntgabe der vorgeschriebenen Höchstpreise für Gemüse in der Rheinprovinz.
– Die Überprüfung der katholischen Pfarrbücherei führt zur Entfernung von 597 Büchern aus dem Leihverkehr.
– Es wird eine Sammelaktion der Pimpfe und Jundmädel für Johannis- und Stachelbeeren durchgeführt.
– Schreibmaschinen, Fahrräder, Fotoapparate und Ferngläser in jüdischem Besitz werden beschlagnahmt.
– In einem Runderlass wird die Abnahme der Bronzeglocken von den Kirchtürmen angeordnet.

Kriegsjahr 1942.
– Es gibt Kälteferien, um Brennmaterial in den Schulen zu sparen.
– Alle Kupfermünzen werden außer Kurs gesetzt.
– In einer Anordnung des Amtsbürgermeisters wird bekannt gegeben, dass die Bevölkerung zwischen 15 und 70 Jahren zum Selbstschutz beim Luftschutz herangezogen wird.

Kriegsjahr 1943.
– Es kommt zur Musterung der Luftwaffenhelfer der Klassen 6 und 7 aus den Jahrgängen 1926 und 1927.
– Das Geläut der Katholischen Kirche wird zwecks Einschmelzung abgenommen. Es entgeht aber diesem Schicksal und bleibt erhalten.

Kriegsjahr 1944.
– Die Oberschüler der Klassen 5 des Jahrgangs 1928 werden einberufen.
– Ab Anfang Mai findet reichsweit eine Spinnstoff-, Lumpen-, Wäsche- und Kleidersammlung statt.
– Lehrlinge und Fachoberschüler des Jahrsgangs 1928 werden eingezogen.
– Ein Tieffliegerangriff auf eine Lokomotive beim Hof Koberstein fordert zwei Tote.
– Wegen der andauernden Tieffliegergefahr wird der Schulbetrieb in allen Schulen der Stadt und des Amtes Altenkirchen eingestellt.
– Ende September erfolgt ein Fliegerangriff auf den Bahnhof mit drei Toten.

Kriegsjahr 1945.
– In Altenkirchen ergeht eine Verordnung zur Einschränkung des Reiseverkehrs.
– Das von Bomben getroffene Krankenhaus zieht in das Westerwaldheim auf dem Dorn bis November 1946 um.
– Anfang März erfolgt ein erster schwerer Luftangriff, der vor allem die Kölner Straße, die Friedrich-Emmerich Straße und die Bahnhofstraße trifft, fordert 23 Todesopfer
– Der zweite schwere Luftangriff nur 2 Tage später trifft die Wilhelmstraße, das Amtsgericht, den Blücherplatz und die Frankfurter Straße. 70 Einwohner sterben.
– Der dritte schwere Luftangriff nach weiteren 7 Tagen Mitte März trifft die Kreisverwaltung, die katholische Kirche, das Gaswerk, erneut die Bahnanlagen und die Koblenzer Straße und fordert 8 Todesopfer.
– Der Verkehr auf der Bahnstrecke der Unterwesterwaldbahn wird nach der Sprengung von 14 Brücken eingestellt.
– Zur Unterstützung der Truppen, die aus dem Remagener Brückenkopf ausbrechen, erfolgt der vierte schwere Luftangriff Ende März, der die Unterstadt, die Evangelische Kirche und Randbereiche der Oberstadt trifft. 10 Einwohner sterben.
– Das Verbot des Hamsterns von Lebensmitteln wird bekannt gemacht.