Der Bahnhof in Altenkirchen wurde im April 1885 im Rahmen der Fertigstellung der Oberwesterwaldbahn mit der Bahnlinie Limburg-Altenkirchen eröffnet. Gleichzeitig wurde in der Nähe des Bahnhofs auch ein Bahnbetriebswerk und ein Stellwerk in Betrieb genommen. 1887 wurde der Bahnverkehr mit der Holzbachtalbahn um die Bahnstrecke Siershahn-Altenkirchen, auch Unterwesterwaldbahn genannt, erweitert. Im gleichen Jahr erfolgte die Weiterführung der Oberwesterwaldbahn von Altenkirchen nach Au an der Sieg.
Durch die drei Bahnverbindungen entwickelte sich der Bahnhof in Altenkirchen zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Doch der Bau einer Straße als Verbindungsweg der Altenkirchener Innenstadt mit dem Bahnhof verzögerte sich, weil die Grundstücksbesitzer die dafür notwendigen Grundstücke nicht verkaufen wollten. Deshalb wurden die Eigentümer im Jahr 1888 zwangsenteignet und mit den damals üblichen Geldwerten entschädigt.
Auf dem Gelände des Bahnbetriebswerks befand sich von Beginn an auch ein Lokschuppen als Unterstand für die dort betriebenen Dampfloks. In der Chronik wird erwähnt, dass in Altenkirchen im Jahr 1892 fünf Dampfloks stationiert waren. Doch diente der Bahnhof nicht nur der Personenbeförderung, sondern war ein wichtiger Knotenpunkt für den Transport von Gütern aus der Region und in die Region. So wurden 1895 über den Bahnhof in Altenkirchen fast 120 Tonnen Blaubeeren verschickt. Die gesamte Ernte im Kreis Altenkirchen wurde damals auf etwa 150 Tonnen geschätzt. Weiterhin war der Basalt aus den in der Umgebung gewonnenen Steinbrüchen ein wichtiges Transportgut.
Am 1. Oktober 1912 wird die Bahnlinie Altenkirchen-Linz in Betrieb genommen und mit einer Feierlichkeit am Bahnhof und einem Sonderzug, der mit vielen prominenten Gästen besetzt war, eingeweiht. Bedingt durch das vermehrte Verkehrsaufkommen der hinzugekommenen Bahnstrecke wurden am Bahnhof Altenkirchen 1913 bereits 20 Dampflokomotiven stationiert. Nach einer Erweiterung des Lokschuppens auf 20 Lokomotivstellplätze im Jahr 1925 wurde der Bahnbetrieb sogar auf 25 Lokomotiven aufgestockt.
Doch gibt es über den Bahnhof auch kurioses zu berichten. So war es in Altenkirchen bis 1932 üblich, das Schützenfest mit einem Tanz auf dem Bahnhof zu beenden. Zur Unterhaltung spielte dabei eine Musikkapelle, die auf dem leeren Milchwagen eines Zuges platziert wurde. Feierlustige haben auf allen Trittbrettern stehend und auch auf Waggondächern tanzend, dabei die Fahrt bis zur nächsten Station kostenlos absolviert. Doch dieser Umstand erzeugte das Unbehagen der für die Eisenbahn Verantwortlichen. Um zu vermeiden, dass ehrsame Bürger wortwörtlich über die Stränge schlagen, wurde diese Art der Veranstaltung ab dem 2. August 1932 von der Reichsbahn untersagt. Zutritt zum Bahnhof war zukünftig nur nach Lösen einer Bahnsteigkarte möglich. Im Bahnhofsvorraum soll es daraufhin zu Entrüstungskundgebungen gekommen sein, doch wurde der Beschluss nicht aufgehoben.
In Folge des zweiten Weltkrieges erfolgte am 20. September 1944 ein Fliegerangriff auf den Bahnhof mit drei Toten, bei dem das Bahnhofsgebäude und das Bahnhofsgelände fast komplett zerstört wurden. Der anschließend erforderliche Neubau des Bahnhofsgebäudes wurde im Mai 1952 eingeweiht und der Güterbahnhof im November 1954 wieder in Betrieb genommen.
Rund 250 Beschäftigte sorgten 1949 im Bahnbetriebswerk Altenkirchen für den reibungslosen Ablauf. Es galt, etwa 70 Kilometer Strecke und 60 Brückenbauwerke zu betreuen und instand zu halten. Dabei waren in Altenkirchen bis zu 80 Lokführer und Heizer beschäftigt, um die etwa 30 dort stationierten Dampfloks zu bedienen.
Mit der Sprengung des Kohlendrehkrans am Bahnbetriebswerk im Jahr 1975 ging die Zeit der Dampflokomotiven im Westerwald ihrem Ende entgegen. Die letzte Dampflok wurde am 30. Mai 1975 aus Altenkirchen abgezogen und die Gleise des Bahnbetriebswerks anschließend zurück gebaut. 1984 wurde der Personenbetrieb auf der Holzbachtalbahn eingestellt, so dass auf dieser Strecke nur noch Güter befördert werden. Über ein Stellwerk in der Koblenzer Straße wurde bis 1993 der Bahnverkehr durch Bahnmitarbeiter gelenkt und danach auf signalisierten Zugleitbetrieb umgestellt. Heute steht das Bahnhofsgebäude unter Denkmalschutz und befindet sich in Privatbesitz. Das ehemalige Bahnbetriebswerk ist heute Gelände eines Metallrecycling-Unternehmens.
Weitere Informationen zu diesem Objekt erhalten Sie bei einer Stadtführung durch das historische Altenkirchen oder beim Besuch im Historischen Quartier.







