Bismarckturm

Der Bismarckturm in Altenkirchen wurde mit Unterbrechungen in den Jahren 1914 bis 1922 zu Ehren von Fürst Otto von Bismarck in einer Bauzeit von nur fünf Monaten erbaut und gilt als Wahrzeichen der Kreisstadt.

Otto von Bismarck (1815–1898), der 1871 zum ersten deutschen Reichskanzler ernannt wurde, gilt als Vollender der Einigung des damaligen Deutschen Reiches und als Begründer des modernen Sozialstaates. Im Zuge der Sozialgesetzgebung führte Otto von Bismarck 1883 die Krankenversicherung und 1884 die Unfallversicherung, sowie 1889 die Rentenversicherung ein.

Nach dem Tod Bismarcks sollte nach einer Idee der Deutschen Studentenschaft in ganz Deutschland ein Netzwerk von Feuersäulen zur Erinnerung an den ehemaligen Reichskanzler errichtet werden. In Altenkirchen wurde deshalb auf einer Tagung des Westerwald-Vereins im Oktober 1909 angeregt, in der Stadt einen Bismarckturm mit Befeuerungsmöglichkeit zu bauen. Daraufhin wurde am 1. April 1910, dem 95. Geburtstag Bismarcks, der Bismarck-Turm-Verein Altenkirchen gegründet, um den Bau des Turms zu planen und zu vollenden. 1913 wurde es durch Vereinsbeiträge und Spenden möglich, ein Grundstück „Auf dem Dorn“ am Johannisberg oberhalb der Stadt zu erwerben.

Mit der Planung des Turms wurde der Altenkirchener Ziegeleibesitzer und Baumeister Jakob Becker beauftragt. Die Baukosten wurden mit 14.000 Goldmark veranschlagt, jedoch konnte der Turm, dessen Bau 1914 begonnen wurde, wegen der Wirren des Ersten Weltkriegs erst 1922 vollständig beendet werden. Als Baumaterial diente vorwiegend Sandstein und Basalt, das aus Steinbrüchen der Region stammte. An der Ostseite des Turms wurde über dem Eingang ein Medaillon aus Bronze mit einem Reliefbild Bismarcks angebracht. Am Abend des 1. Septembers 1914 wurde das Feuerbecken auf dem Turm zum ersten Mal entzündet. Die offizielle Einweihung des Turms fand jedoch erst am 21. Mai 1922 statt. Mit der Einweihung wurde das Eigentum des Bismarckturms an die Stadt Altenkirchen übertragen.

Die folgenden Jahrzehnte und den Zweiten Weltkrieg überstand der Bismarckturm weitgehend unbeschadet. Doch wurden die zum Erhalt des Turms notwendigen Sanierungsarbeiten nicht durchgeführt. Ab 1970 war der Turm wegen Vandalismus und Verschmutzungen nur noch gelegentlich geöffnet. Im Jahr 2006 musste der Bismarckturm wegen Baufälligkeit ganz geschlossen werden. Dies führte dazu, dass die Stadtväter in Erwähnung zogen, den baufälligen Turm wegen Gefährdung abzureißen.

Um den Turm zu erhalten, kam es am 6. August 2008 durch die Initiative einiger Altenkirchener Bürger zur Neugründung des Bismarckturm-Vereins Altenkirchen, der sich fortan für die Sanierung und Erhaltung des Bauwerks einsetzt. Mit Spendengeldern und einem Zuschuss des Landes Rheinland-Pfalz wurde der Turm in den Jahren 2009 und 2010 grundlegend saniert und am 28. August 2010 feierlich wieder eröffnet.

Der Bismarckturm mit Befeuerungsmöglichkeit an der Turmspitze und einer Höhe von 14 Metern wird heute als Aussichtsplattform genutzt und ermöglicht einen Blick über die Stadt und die gesamte Region. Beim jährlichen Bismarckturmfest, das jeden zweiten Samstag im Juni stattfindet, wird das sich auf der Turmspitze befindliche Feuerbecken entzündet. Der Bismarckturm, der unter Denkmalschutz gestellt wurde, kann jeden ersten Sonntag im Monat von 14:00 bis 16:00 Uhr bei freiem Eintritt besichtigt werden.

Von den ursächlich etwa 240 erbauten Bismarcktürmen und Bismarcksäulen in Deutschland, Frankreich, Tschechien, Polen, Russland, Österreich, Kamerun, Tansania und Chile stehen heute noch 173 Stück. Weitere 66 dieser Bauwerke, beispielsweise in Dänemark und Papua-Neuguinea, existieren nicht mehr. In Deutschland sind noch 146 von ehemals 184 Bismarcktürmen erhalten.

Weitere Informationen zu diesem Objekt erhalten Sie bei einer Stadtführung durch das historische Altenkirchen, beim Besuch im Historischen Quartier oder auf der Homepage des Fördervereins.